Nachdem Jean-Claude Duvalier in Port-au-Prince festgenommen wurde, hat Amnesty International die haitianischen Behörden dazu aufgefordert, mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen, denen sich der ehemalige Präsident, auch bekannt als „Baby Doc“, schuldig gemacht hat.
Jean-Claude Duvalier, der beschuldigt wird während seiner Herrschaft von 1971 bis 1986 für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gewesen zu sein, wurde festgenommen, nachdem er am Dienstag den 18. Januar von der Polizei verhört wurde. Es ist noch unklar, welche Anklagepunkte gegen ihn erhoben werden.
„Die Festnahme ist ein Meilenstein und ein willkommener erster Schritt auf dem Weg, einen Herrscher vor Gericht zu bringen, dessen Sicherheitsapparat weit verbreitete und systematische Menschenrechtsverletzungen, einschließlich Folter, willkürliche Verhaftungen und gewaltsames Verschwindenlassen, vollzog“, sagte Javier Zuñiga, Sonderberater von Amnesty International.
„Haiti muss in einem gründlichen, unabhängigen und fairen Verfahren gegen Jean-Claude Duvalier ermitteln, und gegen jeden, der mutmaßlich für solche Verbrechen verantwortlich ist, von denen einige Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich kommen“.
Jean-Claude Duvalier ist am 16. Januar nach 25 Jahren des Exils in Frankreich nach Haiti zurück gekehrt. Er floh 1986 aus Haiti, nachdem ein Volksaufstand durch die frühere haitianische Armee und die als „tonton macoutes“ bekannte Miliz gewaltsam unterdrückt worden war.
Während den 15 Jahren seiner Macht (1971-1986) waren systematische Folter, außergerichtliche Hinrichtungen und gewaltsames Verschwindenlassen von Menschen in ganz Haiti verbreitet.
Hunderte Menschen „verschwanden“ oder wurden außergerichtlich hingerichtet. Mitglieder der haitianischen Armee und der Miliz der „Freiwilligen der Nationalen Sicherheit“ – auch bekannt als „tonton macoutes“ – spielten eine Schlüsselrolle in der Unterdrückung von Demokratie- und Menschenrechtsaktivisten. Die „tonton macoutes“ wurden 1986, nachdem Jean-Claude Duvalier ins Exil gegangen war, aufgelöst.
„Seit Jahrzehnten herrscht in Haiti ein Kreislauf der Straflosigkeit vor, in dem Opfer von Missbrauch und deren Familien schon viel zu lange Gerechtigkeit verweigert wird – jetzt ist die Chance für Gerechtigkeit, Wahrheit und Wiedergutmachung gekommen“, sagte Javier Zuñiga.
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