Amnesty International hat heute die haitianischen Behörden aufgefordert, den ehemaligen Präsidenten Jean-Claude Duvalier – auch bekannt unter dem Namen ‘Baby Doc’ – zur Verantwortung zu ziehen wegen Menschenrechtsverletzungen unter seinem Regime während der 1970er und 1980er Jahre.
“Die weit verbreiteten und systematischen Menschenrechtsverletzungen, die in Haiti unter Duvaliers Herrschaft begangen wurden, kommen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich. Haiti steht unter der Verpflichtung ihn und jeden, der für solche Verbrechen verantwortlich ist, strafrechtlich zu verfolgen“, sagt Javier Zuñiga, der Special Advisor bei Amnesty International.
Jean-Claude Duvalier kehrte am 16. Januar nach 25 Jahren des Exils in Frankreich nach Haiti zurück. Er war 1986 aus Haiti geflohen nach einem Aufstand, der gewaltsam von der früheren haitianischen Armee und der lokalen Miliz, die unter dem Namen ‚tonton macoutes’ bekannt war, unterdrückt wurde.
Während der 15 Jahre seiner Herrschaft (1971-1986) waren systematische Folter und anderer Missbrauch weit verbreitet in ganz Haiti.
Hunderte Menschen „verschwanden“ oder wurden exekutiert. Mitglieder der haitianischen Armee und der Milice de Volontaires de la Sécurité Nationale MVSN (‚Nationale Sicherheitsmiliz aus Freiwilligen) – den ‚tonton macoutes’ – spielten eine gewichtige Rolle bei der Unterdrückung von Aktivisten der Demokratie- und der Menschenrechtsbewegung. Die ‚tonton macoutes’ wurden aufgelöst, nachdem Jean-Claude 1986 ins Exil gegangen war.
„Die haitianischen Behörden müssen die Spirale der Straflosigkeit durchbrechen, die für Jahrzehnte in Haiti vorgeherrscht hat“, so Javier Zuñiga. „Wenn sie darin versagen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, wird dies nur zu weiteren Menschenrechtsverletzungen führen.”